Geschichte
Die Ivenröder Glocken

Als der Glockenbauer (aus der Altmark) in unseren Kirchturm kam und die Glockenanlage untersuchte, stellte er fest, das wir eine Bronzeglocke von 1912 aus der Glockengießerei Schilling Apolda besitzen. Sie hat einen Durchmesser von 810 mm und eine Masse von ca. 340 kg.
Orgel
Wer in unsere Kirche kommt, entdeckt die Orgel aus dem Jahre 1853 mit der Inschrift: „Gelobt sei Jesus Christus!“ Früher haben die Konfirmanden eifrig den Blasebalg zu getreten, erlaubten sich bisweilen einen Spaß und machten mit dem Treten ein Päuschen sodass dem Kantor die Luft wegblieb … Inzwischen wird die Orgel von einem elektrischen Motor angetrieben. Vor ein paar Jahren haben Jugendliche die Pfeifen der Orgel gereinigt und sie neu gestimmt, sodass sie wieder spielbar ist. Sie bedarf einer gründlichen Restaurierung.
Das Lamm in unserer Kirche
In die Mauer des Nordflügels ist ein Lamm eingraviert. Als Gott das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreite, haben sie ihm zu Ehren ein Lamm geopfert. Jesus hat geduldig und sanftmütig wie ein Lamm für uns gelitten, um uns von Sünden zu erlösen und mit Gott zu versöhnen. Er ist der gute Hirte der Gemeinde!
Gesangverein
In den dreißiger Jahren gab es einen Gesangverein, der sich in der Gaststätte Helmholz traf. Leiter war der Lehrer/Kantor Leer aus Süplingen. Eingeübt wurden Volkslieder und Kirchenlieder.
Besonders schön sang Emma Wilke, sie gab öfter ein Solo. Der Chor sang in der Kirche und auf dem Sängerfest, das alle zwei Jahre stattfand. Eingeladen zum Sängerfest waren auch andere Chöre aus der Region. Herr Schrader und andere Kinder trugen auf Pappe geschrieben die Namen der Chöre vor sich her.
Auch eine Theatergruppe traf sich in der Gaststätte Helmholz. Es wurden plattdeutsche Stücke aufgeführt, wie etwa das Stück: „Entengrütze und Räuberspeck“. Gerne saßen die Kinder auf dem Holzstapel neben der alten Linde in der Altenhäuser Straße und plauderten miteinander. Oder sie hockten wie die Orgelpfeifen auf der Bank vor Pfeiffers Haus. Im Frühling zogen die jungen Mädchen singend zum Holzberg (beim Kindergarten), und die Jungen folgten ihnen und machten ihre Späße.
Kunstradfahren

Unter dem Motto des Turmvaters Jahn: „frisch, fromm, fröhlich, frei“ gab es in Ivenrode schon früh einen Turnverein, der in den 50iger Jahren neu belebt wurde: Herr Buthut leitete die Turner an. Auf dem Foto zeigen Hans Pröttel (unten) und Werner Bode (oben) ihre Geschicklichkeit im Kunstradfahren Erna Grahn und andere junge Mädchen balancierten auf den Fahrrädern und führten gewagte Kunststücke auf. Die Gaststätte am Dorfplatz stellte ihren Saal zur Verfügung, während sich in der Gaststätte Helmholz die Schachspieler trafen und über Stunden Denksport trieben. Auch einen Gesangverein gab es, für den Paul Sube eine Fahne mit einer Triangel nähte. Von Erxleben aus trafen sich die Reiter zu schönen Spazierritten durch den Ivenröder Wald. Außerdem gab es spannende Fußballturniere und gemütliche Kegelabende.
Paulus schreibt in seinem Brief an die Philipper: „Ich laufe auf das Ziel zu, um es zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat. …Ich lasse alles hinter mir und sehe nur noch was vor mir liegt. Ich halte geradewegs auf das Ziel zu, um den Siegespreis zu gewinnen. Dieser Preis ist das neue Leben, zu dem Gott mich durch Jesus Christus berufen hat (Phil 3,12-14)“. Paulus appelliert an die Sportbegeisterung der Philipper und deren Freude an den olympischen Spielen, wenn er Beispiele aus dem sportlichen Wettkampf verwendet: Setzt euch mit ganzer Liebe für Jesus Christus, den Sohn Gottes ein wie ein Sportler, der einen Siegespreis gewinnen will!
Sage von der Uhlenburg
Wer von Haldensleben nach Ivenrode kommt, sah im Winter viele Kinder links von der Straße rodeln. Es ist das Waldstück der alten Uhlenburg. Ob vor den erbosten Germanen flüchtende Wenden sie als Stützpunkt dort auf jener Höhe in moorigem Grunde erbaut haben, ob einst Ritter in blanker Rüstung mit klirrenden Sporen und rasselnden Schwertern diese Stätte als Wohnung benutzten, ob die Templer diese Burg einst gebaut: Niemand weiß es zu sagen. Weder Mauerreste noch Ziegelscherben, noch Brandschutt ist dort gefunden worden. So ist ihre Entstehung vielleicht noch älter. Wahrscheinlich handelt es sich um eine alte germanische Kultstätte, eine Tanz- oder Walburg. Das waren jene Stätten, auf denen die Johannisfeuer emporloderten, die Wintersonnenwende gefeiert, und die Ehen geschlossen wurden. Spukgeschichten erzählen von Hochzeiten an der Uhlenburg. Ja der Schimmelreiter ohne Kopf soll nächtlichen Wanderern erschienen sein.
Einst hörte ein Junge, der sich bei der Uhlenburg im Walde tummelte, um die Mittagszeit ein helles Glöckchen erklingen. Erst achtete er nicht darauf. Als es aber immerfort ertönte, ging er dem Klange nach, da stand er am Fuße der Uhlenburg und vor ihm im Grase ein kleines Männlein mit langem Bart und spitzer Kappe. Dieses nickte dem Knaben freundlich zu, mit ihm in eine Höhle zu kommen. Der Junge folgte. Helles Licht umgab ihn. Niemand war im weiten Raume. Der Zwerg lud den Knaben ein, an einer reich gedeckten Tafel zuzulangen. Als der Knabe aber so allein saß, erschrak er und floh eilends aus der Höhle. Am andern Tage, als er sich alles überlegt hatte, wie töricht er gewesen sei, machte er sich auf, um die Höhle wieder aufzusuchen. Aber Zwerg und Höhle waren nicht mehr zu finden. Er warf sich ins Gras und lauschte, ob das Glöcklein nicht wieder erklingen würde. Nur das Rauschen der Bäume und der Ruf des Kuckucks drang an sein Ohr. (nach Kantor Bock)
Ivenröder Mühle
„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp, klapp! Die Mühle dann flink ihre Räder bewegt, klipp, klapp! Und schenkt uns der Himmel nur immerdar Brot, so sind wir geborgen und leiden nicht not, klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp“.(Ernst Anschütz) Ilse Buschke stammte aus einer Mühle und konnte dieses Lied von ganzem Herzen singen.
1936 zogen ihre Eltern Amanda und Wilhelm Hannover mit den Töchtern Ilse und Anneliese in die Dorfstraße 31 in Ivenrode ein. Die Großeltern Rausch betrieben dort eine Mühle, die später von Ilses Eltern Hannover übernommen wurde. In dem roten Backsteingebäude wurde Korn geschrotet und zu Mehl verarbeitet. Dem Mahlen voraus ging die Kornernte. Ilse Buschke, deren Eltern Wilhelm und Amanda Hannover, geb. Rausch neben der Mühle noch eine Landwirtschaft besaßen erinnert sich, wie die Helfer mit dem Gummiwagen aufs Feld gefahren wurden. Bereits als Schulkind hat sie fleißig mitgeholfen und die Seile für die Garben gebracht.
Wenn der Zug um 14.45 Uhr tutete, rief Frau Buschkes Mutter übers Feld: „jetzt ist Fehremahl“, was soviel hieß wie: „Pause!“ Ihr Pausenbrot genossen dann alle Helfer am Ackerrand. Es gab Schmalzstullen und Malzkaffee aus einer Steingutflasche. Wenn vom Kirchturm die Abendglocken läuteten, genossen alle nach vollbrachter Arbeit das Abendessen. Auf den Tisch wurde ein Leinentuch gelegt, in die Mitte eine große Pfanne mit Schwarte und Speckstippe gestellt und die Pellkartoffeln auf das Tuch gekippt. Nun bedienten sich alle gemeinsam aus einer Pfanne und das jeden Abend. Trotz der schweren Arbeit und dem einfachen Essen waren alle zufrieden und dankten Gott beim Abendgebet für allen Segen und Bewahrung...
Geschichte der Müllerei
Die Müllerei ist eines der ältesten Gewerbe schlechthin, dessen Anfänge in die Zeit der Ägypter und Phönizier zurückgehen. Man hat damals schon maschinelle Einrichtungen gehabt, wie aus vielen Ausgrabungen ersichtlich wird, in der Form von kleinen Handmühlen aus Stein zum Zerkleinern des Getreides. Über die Griechen und Körner wurde dieses Verfahren den Germanen bekannt, und frühzeitig wurden Roggen und Weizen die klassischen Rohstoffe für das tägliche Brot. Die Mühle war ein Symbol der lebenserhaltenden Kraft, ja der segensreichen Kraft, die wir von unserem Schöpfer an erster Stelle an materiellen Gütern zu erflehen haben, „unser täglich Brot gib uns heute" Die Mühle ist auch ein geistliches Sinnbild des Mittelalters und der frühen Neuzeit.
Sie zeigt die „Wesensverwandlung“ des Kornes zu Mehl Im Evangelium des Johannes (6,51) sagt Jesus: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herab gekommen ist“ und später (12,24): „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ Wer Jesus nachfolgt, bereit ist, für ihn Opfer zu bringen und zu leiden, erlebt auch das Wunder des Samenkornes, das zu neuem Leben erwacht! Zu Beginn des 14. Jh. wird in diesem Sinne von der Rätselmühle gesprochen und von Jesus als dem „edlen Müller“.
Romanische Wandmalerei

Wer in den letzten Wochen den Gottesdienst besuchte, wird gemerkt haben, wie schön Decke und Wände neu ausgemalt wurden. Noch vor nicht langer Zeit gab es riesige Löcher in der Kirchendecke, wohl verursacht durch das Regenwasser vom undichten Dach. Nun haben Maler die Löcher verputzt und die Decke zartweiß, die Wände in einem warmen Ockerton gestrichen. Das Holz der Altarwand ist mit einer Lösung behandelt worden, die den Holzwurm bekämpft.
Wir bedanken uns bei allen ehrenamtlichen Helfern und bei denen, die durch ihr Kirchgeld mitgeholfen haben, die Maßnahmen zu finanzieren. Eine Überraschung erlebten wir mit dem Seitenschiff hinter dem Altar: Als die Denkmalschützer Decke und Wände in Augensschein nahmen, gerieten sie in großes Erstaunen: Dort befindet sich eine romanische Wandmalerei aus der Zeit des 11./12. Jh.: Jesus Christus, wie er auf dem Throne Gottes sitzt und über die ganze Welt regiert, umgeben von seinen Aposteln. (hier eine vergleichbare orthodoxe Darstellung, das Ivenröder Bild ist schon sehr verblasst)
Dazu eine kleine Anekdote: In der türkischen Großstadt Istanbul befindet sich ein prachtvolles Gotteshaus mit dem Namen „Hagia Sophia“. Als die Muslime die Stadt erorberten, wurde die ehemals christliche Kirche in eine Moschee verwandelt, die biblischen Wandgemälde übertüncht. Über Jahrhunderte ruhten die Bilder unter dem Verputz. Doch auf einmal leuchteten sie in altem Glanz wieder hervor. Sie wurden wieder überstrichen, doch nicht lange danach strahlten die alten Gemälde wieder hervor: Jesus Christus als Weltenherrscher mit Weltenkugel und Szepter in der Hand! Jesus ist der Sieger über Hölle, Tod und Teufel! Er ist auferstanden und lebt unter uns von Ewigkeit zu Ewigkeit! Dafür kann die romanische Wandmalerei unserer Kirche ein Zeichen sein!