Glocken
Der Glockenstuhl wurde im Jahre 1920 zum Teil erneuert und zum Teil ausgebessert. Die Arbeiten führte der damalige Zimmermeister Otto Wachter aus Neuhaldensleben aus, der ein Dampfsägewerk und eine Holzhandlung führte. Die Arbeiten und das Material für den Glockenstuhl kosteten der Kirchgemeinde Satuelle insgesamt 869,40 Mark. In den Eichenbalken des Glockenstuhls sind viele Namensinitialen eingeritzt oder aufgeschrieben – sicher die Initialen derer, die hier den Läutedienst ausüben mussten.
An den nördlichen zwei Segmenten des Glockenstuhls ist die größere Glocke angebracht, an den südlichen zwei Segmenten die kleinere Glocke.
Nachdem die Satueller Kirchengemeinde im Jahre 1917 zwei von ihren drei Glocken zum Zwecke der Landesverteidigung auf behördliche Anordnung abgeben musste, verblieb den Bewohnern des Dörfleins nur noch eine kleine bronzene Läuteglocke. Diese ist im Jahre 1919 zersprungen und den Satuellern diente zum Läuten nur noch ein Stück Eisenbahnschiene, die mit einem Hammer angeschlagen wurde. Somit wurde nach neuen Glocken Ausschau gehalten, was sich aber zuerst nicht als sehr einfach herausstellte.
Zuerst versuchte der Gemeindekirchenrat mit Pastor Wachter in der Metallmobilmachungsstelle in Berlin, eventuell dort noch Glocken zu bekommen, die verschont geblieben sind vom Einschmelzen für die Kriegszwecke. Als dieses als aussichtslos dahingestellt wurde, und es auch nicht die Möglichkeit gab, aus diesem Sektor Glockenmetall von zerschlagenen Glocken zu erwerben, so musste die Gemeinde an die Beschaffung ganz neuer Glocken denken.
Allerdings holte man sich auch Angebote aus Gemeinden, die ihre alten Glocken verkaufen wollten und suchte fieberhaft in Zeitungen nach Glockenangeboten und alle Ausführungen darüber.
Nach einigem Schriftverkehr kam man dann zu der Überzeugung, dass sich wohl doch der Kauf von Gussstahlglocken für unsere Kirche lohnen würde. Die alte Glocke konnte im Preis von 18,- m für das Kilo gegengerechnet werden. Man setzte sich also mit dem Stahlwerk Torgau der Aktiengesellschaft Lauchhammer in Verbindung und bestellte dort zwei Glocken. Die erste Glocke mit dem Ton A, hat einen Durchmesser von 1203 cm und einem Gewicht von 676 kg, mit den entsprechenden dazugehörigen Teilen wie Klöppel, Armatur, Gegengewicht, Joch, Zugstange, Platten, Schrauben und Wälzlager ein Gesamtgewicht von 929 kg; die andere Glocke mit dem Ton C, hat einen Durchmesser von 1024 cm und wiegt etwa 430 kg mit den dazugehörenden Teilen wie Klöppel, Armaturen etc ein Gesamtgewicht von 656 kg;. Das Gesamtgewicht beträgt einschließlich der Joch-, Aufhänge- und Klöppelvorrichtung 1585 kg.
Die Glocken sind also ganz aus Gussstahl, auch die Aufhängung und die Klöppel. Im Anschlagbereich der Klöppel allerdings befindet sich ein Messingzylinder in der Verdickung. Da dieses Metall weicher als Gussstahl ist, kann es so nicht zu Beschädigungen der Glocken beim kräftigen Anschlagen kommen.
Die Glocken sind in ihrer Form ganz einfach, ohne Verzierungen und Inschriften. Die zersprungene Bronzeglocke wurde für 2943,-M vom Werk aufgekauft. Sie hatte ein Gewicht von 163 ½ kg. Am 10 Februar 1920 wurde der Auftrag an das Stahlwerk in Torgau gegeben. Schon am 29. Juni 1920 wurden die Glocken per Bahn auf die Reise nach Neuhaldensleben geschickt. Am 2.7.1920 wurden sie in Magdeburg umgeladen und am 3.7.1920 trafen sie in Neuhaldensleben ein. Ein Monteur traf dann aus Belzig ein, der die Montage der Glocken vornahm. Allerdings wurden ihm für die Arbeiten von hiesigen Bauern Hilfskräfte zur Verfügung gestellt und ihm Kost und Logis gewährt.
Für den Preis borgte sich die Kirchengemeinde 7705,80M bei dem Bauern Könnecke. Hiermit wurde die Glockenrechnung in Torgau beglichen. Aber da blieb noch die Montagerechnung, die Rechnung für den Glockenstuhl, für die Fracht und andere diverse Ausgaben. Heinrich Hoffmeister und H. Ledderboge gaben hierfür eine Spende von je 500,-M. Aus der Kapitalertragssteuer flossen 45,- M in den Glockenkauf , dazu kamen 2200,-M Reichsschuldbuchfordererung.
Hier möchte ich auch noch ein paar Ausführungen von Paul Wassermann aus dem Chronikbuch Seite 37 niederschreiben, die den Empfang der Glocken durch die Satueller Bürger beschreiben: „...Bei ihrer Ankunft auf dem hiesigen Bahnhof wurden die Glocken von der Gemeinde mit großer Freudigkeit begrüßt. Die bekränzten Glocken wurden vom Bahnhof unter Begleitung von jung und alt abgefahren und auf einige Tage bei Andreas Hoppe untergestellt, da der Glockenstuhl umgebaut werden musste. Nach Beendigung des Glockenstuhlumbaus kam ein Fachmann vom Gussstahlwerk mit dem nötigen Rüstzeug, der dann das Aufziehen und Aufhängen der Glocken leitete. Die Arbeit verlief ohne Unfall oder Störung. Die Weihefeier fand im Gotteshause statt, das an dem Tage gut besucht war. Die Weiherede hielt der Ortspfarrer..“